Plötzlich Buchautor – kicker-Redakteur Niklas Baumgart und die „11 größten Spiele des deutschen Fußballs“
Niklas Baumgart ist seit einigen Jahren fester Bestandteil unserer kicker-Redaktion. Regelmäßig berichtet er über Nationales, Internationales und vor allem Historisches. Vor einigen Wochen ist nun sein erstes Buch erschienen: „Die 11 größten Spiele des deutschen Fußballs“. Im Querpass-Interview beantwortet er, wie er das Buch neben dem beruflichen Alltag schreiben konnte, wie die Spiele ausgewählt worden sind und welche Rolle sein altes Kinderzimmer spielte.
Es ist schon viele Jahre ein Wunsch, ein Ziel von mir gewesen,
ein Buch zu schreiben.
Glückwunsch zur Buch-Veröffentlichung! Niklas, was hat dich dazu inspiriert, ein Buch über die größten Spiele des deutschen Fußballs zu schreiben?
Es ist schon viele Jahre ein Wunsch, ein Ziel von mir gewesen, ein Buch zu schreiben. Am liebsten über Fußballhistorie, was mit meiner großen Leidenschaft dafür zusammenhängt. Nun hatte ich das Gefühl, dass ich von meiner Schreibe reif genug dafür bin - und habe es getan.
Wann hast du das Buch geschrieben?
Komplett neben dem normalen Job her, das war sozusagen eine positive Doppel-„Belastung“. Meistens abends, an „freien“ Tagen sowieso, auch zwischendurch mal, wenn mir spontan eine gute Passage eingefallen ist. Alles in allem war als Gerüst aber eine ausgeklügelte Planung nötig. Ansonsten hätte das bei diesem Arbeitsumfang nicht geklappt.
Das WM-Finale 1954, das 'Wunder von Bern',
weil dieses Spiel über allem steht,
weil es mit seiner Bedeutung am schwerwiegendsten war.
Woher kommt die Begeisterung für History-Themen?
Von alten WM-Büchern meines Vaters. Mit dem damit verknüpften Gedanken: Wenn mich all die besonderen Geschichten über Spieler, Spiele und Mannschaften, die ich selbst miterlebe, schon so faszinieren, dann will ich unbedingt auch all die “nacherleben”, die ich ob meiner relativ späten Geburt verpasst habe.
Wie viel von deiner Persönlichkeit, also rund um deine persönlichen Erinnerungen, steckt in diesem Buch? Schließlich sind einige Spiele „vor deiner Zeit“ gewesen.
Mit einer persönlichen Anekdote beginnt der Prolog, aber das Buch an sich ist objektiv angedacht gewesen und umgesetzt worden, ohne persönlichen Bezug zu Dingen. Es steckt sicherlich insofern meine Persönlichkeit im Buch, als dass ich die Inhalte so angegangen bin und niedergeschrieben habe, wie ich sie selbst gerne lesen würde.
Wie hast du die Auswahl der 11 Spiele getroffen? Gab es Kriterien, die ein Spiel erfüllen musste, um in dein Buch aufgenommen zu werden?
Ich habe alle aufgelistet, die für mich in Frage kommen und dann mühsam nach und nach runtergestrichen. Es sollten eigentlich sogar zehn Spiele werden, aber von elf auf zehn bin ich einfach nicht mehr gekommen. Da habe ich mir gedacht: Die Zahl elf passt im Fußball doch auch wunderbar.
Grundsätzlich wollte ich von allen vier WM-Titeln mindestens ein Spiel dabeihaben, außerdem mindestens ein Bundesliga-, ein DFB-Pokal-, ein Europapokalspiel. Weitere Kriterien, subjektiv bewertet natürlich, waren Berühmtheit, Bedeutung, sportliche Ausnahmestellung oder Qualität.
Welches der 11 Spiele, die du im Buch beschreibst, war für dich persönlich das herausforderndste zu recherchieren und warum?
Das WM-Finale 1954, das “Wunder von Bern”, weil dieses Spiel über allem steht, weil es mit seiner Bedeutung am schwerwiegendsten war. Und weil es das einzige war, das ich nicht in voller Länge nachschauen konnte. Zumindest Herbert Zimmermanns legendäre Radio-Reportage ist über die vollen 90 Minuten erhalten. Mit einer Ausnahme sind aber auch alle wichtigen Szenen auf Film festgehalten.
Kannst du uns einen Einblick geben, wie du die Zusammenarbeit mit den Protagonisten der historischen Spiele gestaltet hast?
Ich habe sie in der Regel angerufen und ihnen erklärt, wer ich bin und was ich vorhabe. Dann haben wir einen Termin vereinbart und zu diesem meistens telefonisch gesprochen. Bei Toni Schumacher war ich sogar daheim, im herrlich gelegenen Garten direkt am Rhein. Das war ein Highlight. Hinterher habe ich alle Gesprächspartner ihre Aussagen, so, wie ich sie verwenden wollte, noch mal gegenlesen und absegnen lassen.
Inwiefern hat dich der kicker dabei unterstützt, sei es Archiv oder Ähnliches?
Zuallererst habe ich in meinen inzwischen sieben Jahren beim kicker vieles gelernt, was ich mir so im Studium nicht aneignen konnte. In der Praxis hat sich die Qualität meiner Recherche und Schreibe stark weiterentwickelt. Das Archiv war beim Verfassen des Buches auch eine enorm wertvolle Quelle, ja. Über unseren großen Datenschatz waren quasi Zeitreisen möglich. Ansonsten war schon das “Go” essenziell, dass ich das Buch schreiben durfte, auch unter Verwendung des großen Netzwerks des kicker, von dem ich in Bezug auf die Bereitschaft meiner Gesprächspartner ungemein profitiert habe. Die kicker-Reporter Carlo Wild und Matthias Dersch kommen mit ihren Erinnerungen sogar in einem Kapitel im Buch vor.
Außerdem habe ich natürlich auch von der Expertise unserer Vermarktung profitiert, mit deren Unterstützung haben wir gemeinsam überlegt, wie wir das Buch ideal bewerben.
Das Archiv war beim Verfassen des Buches auch
eine enorm wertvolle Quelle,über unseren
großen Datenschatz waren quasi Zeitreisen möglich.
Wie hast du die Balance zwischen deiner redaktionellen Tätigkeit und dem Schreiben des Buches gefunden vor welchen Herausforderungen standest du?
Rechtzeitige Planung und Disziplin beim Einhalten der allermeisten Deadlines waren essenziell. So war es möglich, dieses Buchprojekt komplett neben dem Job her abzuwickeln.
Die Kapitel waren deutlich länger als die Texte, die ich ansonsten schreibe. Das war teilweise Neuland. Beim wiederholten Redigieren bin ich mitunter wahnsinnig geworden, da wurde der Perfektionismus manchmal zur Herausforderung. Man kann die Dinge auch “verschlimmbessern”.
Welche Rolle spielte „New Work“ bei der Gestaltung deines Arbeitsalltags sowohl bei kicker als auch beim Schreiben deines Buches?
Es hat mir sehr geholfen, dass ich meine normalen Schichten nahezu komplett selbstbestimmt so legen konnte, dass immer genug Zeit war, auch das Buch zu schreiben. Dass wir inzwischen dezentral arbeiten können, war ebenfalls eine große Unterstützung.
Einiges habe ich in meinem alten Kinderzimmer geschrieben,
wo ich früher intensiv darüber nachgedacht hatte,
einmal das zu tun, was ich nun getan habe.
Da hat sich irgendwie ein Kreis geschlossen.
Gibt es eine Anekdote aus oder zum Buch?
Einiges habe ich in meinem alten Kinderzimmer geschrieben, wo ich früher intensiv darüber nachgedacht hatte, einmal das zu tun, was ich nun getan habe. Da hat sich irgendwie ein Kreis geschlossen.
Von Friedhelm Funkel habe ich zudem eine wunderbare Anekdote erfahren, von der ich zuvor noch nirgends etwas gelesen oder gehört hatte. Wer sie erfahren will, gerne das Buch lesen. ;-)
Mehr Informationen zum Buch:
Rahn aus dem Hintergrund - klar, das kennt fast jeder. Aber was geschah eigentlich in den restlichen 89 Minuten im WM-Finale 1954, beim »Wunder von Bern«? Warum kam es 1990 zur großen Rivalität mit den Niederlanden, als Frank Rijkaard Rudi Völler zweimal anspuckte? Wie fühlte es sich an, als Deutschland 1974 gegen Deutschland spielte? Durch welche Taktik kam Günter Netzer 1972 aus der »Tiefe des Raumes«, und wie herausragend war das deutsche Champions-League-Finale 2013 wirklich? Niklas Baumgart, kicker-Redakteur und Spezialist für Sportgeschichte, schildert gemeinsam mit damaligen Protagonisten 11 magische Begegnungen aus der deutschen Fußballhistorie. Ein Muss für jeden Fußballfan.
»Niklas Baumgarts Berichte über legendäre deutsche Spiele sind präzise, erhellend, spannend. So muss man über Fußball schreiben.« Toni Schumacher
Neugierig geworden? Hier geht es zum Buch.