Gast-Keynote im Olympia-Verlag: Wie Sven Hannawald den Burnout-Absprung meisterte
Ob alt oder jung, fast jeder in Deutschland und darüber hinaus kennt seinen Namen: Skisprung-Legende Sven Hannawald. Auf der Vierschanzentournee 2002 gelang ihm, was noch keiner vor ihm geschafft hatte: vier Siege in den vier Einzelspringen. Doch nach überaus erfolgreichen Jahren holte ihn seine eigene mentale Gesundheit ein. Diagnose: Burnout. Heute sieht er sich als geheilt, doch seine Erfahrungen und Erlebnisse aus dieser Zeit bleiben unvergessen. Als Keynote-Speaker berichtet er nun über seinen sportlichen Erfolgsweg, die Erkrankung und mentale Gesundheit am Arbeitsplatz. Auch für uns im Olympia-Verlag ist das Thema „mentale Gesundheit“ wichtig, daher haben wir Deutschlands Sportler des Jahres 2002 eingeladen, um uns zu verraten, wie er den Absprung geschafft hat und worauf nicht nur Führungskräfte achten sollten.
„Gefühle der Überforderung und des Nicht-in-der-Lage-Seins“ – Hannawalds emotionale Reise zur mentalen Stabilität
Mentale Gesundheit ist ein komplexes und viel zu oft tabuisiertes Thema. Sven Hannawald, der Skispringer, der in seiner aktiven Karriere praktisch alles erreicht hat, eröffnet uns durch seine ehrlichen Einblicke eine seltene Perspektive auf die Herausforderungen, denen sich nicht nur Sportler gegenübersehen. „Es gab Zeiten, in denen ich mich überwältigt fühlte, unfähig, eine klare Lösung zu finden“, sagt Hannawald rückblickend. Diese Gefühle der Überforderung und des Nicht-in-der-Lage-Seins, klar zu denken, sind Symptome, die viele in Zeiten mit Stress und Termindruck erleben. Dazu kam: sein eigener Perfektionismus. Dieser hohe Anspruch an sich selbst löste in ihm zusätzlichen Druck aus, der das Risiko für mentale Erkrankungen noch einmal steigert. Für ihn wurde die Burnout-Diagnose zu einem Wendepunkt, der ihm half, die Gründe für seine angeschlagene Gesundheit zu verstehen.
Innerhalb von zwei Wochen in die Klinik: Von der Diagnose zur Selbstreflexion
Als Reaktion auf seine Diagnose und die anhaltenden Gefühle der Überforderung entschied sich Hannawald für einen mutigen Schritt: den Aufenthalt in einer Klinik. „Die Diagnose half mir zu verstehen, was los war. Innerhalb von zwei Wochen nach Gesprächen mit meinem Arzt war ich in einer Klinik. Damals war das Gesundheitssystem anders strukturiert und viele Menschen fühlten sich stigmatisiert. Heute hat sich das glücklicherweise bereits deutlich verändert, aber der Druck und die Erwartungen bleiben bestehen.“ Dieser geschützte Raum bot ihm die Gelegenheit, sich von den Dringlichkeiten des Alltags und dem Druck des Sports zurückzuziehen. „In der Klinik konnte ich das Skispringen beiseite lassen und mich vollständig auf meine Genesung konzentrieren", erinnert er sich. Während seiner Zeit in der Klinik begann eine intensive Phase der Selbstreflexion und Arbeit mit Fachleuten, die ihm neue Perspektiven auf sich selbst und sein Leben boten.
Die Suche nach Stabilität nach der Klinik
Die Rückkehr aus der Klinik in den Alltag stellte ihn vor neue Herausforderungen. Die neu erlernten Techniken und Erkenntnisse mussten nun in die Praxis umgesetzt werden. Er gesteht: „Obwohl ich mich nach der Klinik besser fühlte, war ich besorgt über meine Rückkehr in mein gewohntes Umfeld“. Es gab Momente der Unruhe und erneuten Überforderung. Doch mit der Zeit lernte Hannawald, auf sich selbst zu achten, Grenzen zu setzen und sich die nötige Zeit für sich selbst zu nehmen.
Mehr als nur Sport: Körperliche Betätigung als mentaler Anker
Für Hannawald hat Sport eine tiefere Bedeutung, die über die physische, leistungsorientierte Aktivität hinausgeht. „Es hilft mir, mich zu fokussieren und gibt mir ein Ziel“, sagt er. Aber Sport hat auch seine Grenzen. Es ist wichtig zu erkennen, wann es zu viel wird und wie man sich selbst schützen kann. In der heutigen Zeit, in der Bürojobs und weniger körperliche Aktivitäten dominieren, betont Hannawald, wie wichtig es ist, „klare Strukturen zu haben und sich Zeit für sich selbst zu nehmen“.
Ein Spiegelbild der Gesellschaft: Die Auswirkungen von Druck und Erwartungen auf die mentale Gesundheit
Unsere moderne Gesellschaft, geprägt von unaufhörlichem Druck und ständig steigenden Erwartungen, kann erhebliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben. Hannawald spricht darüber, sich bewusst Pausen zu nehmen, und dass Bewegung und frische Luft so wichtig sind. „Ich nehme mir die Pausen, um meine körperliche Balance zu halten“, sagt er, und unterstreicht die Notwendigkeit, auf unser inneres Gefühl zu hören und zu erkennen, was wir brauchen, um Bestleistung zu erbringen.
Auf dem Weg nach vorn: Lektionen für eine nachhaltige mentale Gesundheit
Hannawalds Geschichte ist ein positives Beispiel dafür, wie man den Absprung von einer Burnout-Erkrankung schaffen kann. Sein Weg erinnert uns an die Bedeutung von Selbstfürsorge, Balance und den Aufbau von Resilienz. Es geht darum, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden und sich selbst nicht zu überfordern. In einer Welt, die oft wenig Raum für Pausen und Selbstreflexion bietet, sind diese Erfahrung wertvolle Einblicke und Ratschläge für diejenigen, die nach innerer Balance suchen. „Es ist essentiell, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und sich nicht von den Anforderungen des Alltags überwältigen zu lassen. Dazu gehört auch, nicht immer erreichbar sein zu müssen und das Smartphone einmal beiseite zu legen.“, rät Hannawald.
Fazit: Mentale Gesundheit als Wegweiser für ein erfülltes Arbeits- und Privatleben
Die Erfahrungen von Sven Hannawald zeigen auf, wie entscheidend die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist, nicht nur für Sportler, sondern für uns alle, vom Praktikanten bis zur Geschäftsführerin. Mit den richtigen Strategien und einer unterstützenden Umgebung können wir lernen, besser mit Stress umzugehen und ein ausgewogenes, erfülltes Leben zu führen – im Sport, im Job wie auch im Privatleben.