#Querpass

Mit Leidenschaft und Mikrofon: Martin Roser und sein Podcast "Soka" über afrikanischen Fußball

Seit Oktober 2022 ist Martin Roser Teil des kicker-Videoteams – ein Kindheitstraum, der für ihn in Erfüllung ging. Schon früh verschlang er die kicker-Sonderhefte, nun arbeitet er selbst für die Sportmedienmarke. „Ich bin mit dem kicker aufgewachsen, habe die Sonderhefte auswendig gelernt. Deswegen war es für mich schon immer ein Ziel, eines Tages auch mal für den kicker zu arbeiten“, sagt er. Wie er Job und Podcast zusammenbringt und bei welchem Derby er unbedingt einmal auf dem Platz gestanden hätte, verrät er in unserer Querpass-Story.  

Nebenbei auch noch Podcaster: Martin Roser im Interview mit Carl Hopprich von den Seychellenprivat

Der Fußball in Europa ist so gläsern und

in allen Bereichen "durchprofessionalisiert"

– der Fußball in Afrika ist komplett anders.

Martin über den Vergleich zwischen europäischen und afrikanischen Gegebenheiten

Nach seinem Studium in Digital Storytelling und ersten Erfahrungen in einer Werbeagentur fand er seinen Platz im kicker-Videoteam. Dort ist er vielseitig aktiv: Mal steht er vor der Kamera, mal produziert und schneidet er Inhalte. Besonders Spaß machen ihm größere Videoprojekte wie die „Weekly“-Sendung zur 2. Bundesliga oder externe Drehs. „Aber ich kann auch sagen, dass ich noch keinen Tag keine Lust auf die Arbeit hatte, egal was jetzt der Schwerpunkt war“, betont er.

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Afrikanischer Fußball – Ein unterschätztes Thema in der Berichterstattung

Warum gibt es so wenig Aufmerksamkeit für afrikanischen Fußball? Laut Martin liegt das vor allem daran, dass das Interesse oft erst dann steigt, wenn Spieler nach Europa wechseln. „Ich glaube, die Präsenz des Fußballs in Afrika in der europäischen Berichterstattung wird auch in Zukunft kaum zunehmen, weil das Interesse erst entsteht, wenn Spieler nach Europa wechseln“, sagt er.

Ein weiterer Grund ist die taktische Ausrichtung der Spiele. „Die Qualität ist vielerorts taktisch auch einfach so überschaubar, dass es hart ist, Spiele über 90 Minuten anzuschauen.“ Doch genau darin sieht Martin eine Chance: Sein Podcast blickt hinter die Kulissen. Er erzählt von den Lebensgeschichten der Spieler, den Herausforderungen in afrikanischen Ligen und dem gigantischen Stellenwert des Fußballs auf dem Kontinent.

„Es ist in einigen Ländern tatsächlich die einzige Fahrtkarte raus aus der Armut und dementsprechend wird auch alle Hoffnung auf den Fußball projiziert“, erklärt er. Sein Ziel: Menschen für den afrikanischen Fußball begeistern und eine Plattform für oft unerzählte Geschichten bieten.

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Die Entstehung von „Soka – Podcast über afrikanischen Fußball“

Afrikanischer Fußball sei in der europäischen Berichterstattung oft unterrepräsentiert, sagt Martin: „Der Fußball in Europa ist so gläsern und in allen Bereichen ‚durchprofessionalisiert‘. Der Fußball in Afrika ist komplett anders, es gibt keine flächendeckende Berichterstattung, vieles findet man nur mit tiefergehender Recherche heraus.“ Große Namen wie Sadio Mané oder Victor Osimhen schaffen es in die Schlagzeilen – doch was passiert in den heimischen Ligen Afrikas? Welche Geschichten stecken hinter den Spielern, bevor sie den Sprung nach Europa schaffen?

Ich wollte mich vor dem Afrika Cup 2024

auch über den Klub-Fußball informieren,

habe aber weder Artikel, Videos oder Podcasts gefunden.

Martin über den Grund für den Start des Podcasts

Genau diese Fragen stellte sich Martin, als er sich vor dem Afrika Cup 2024 intensiver mit afrikanischem Fußball beschäftigen wollte. Doch er fand kaum deutschsprachige Inhalte dazu. „Ich wollte mich vor dem Afrika Cup 2024 auch über den Klub-Fußball informieren, habe aber weder Artikel, Videos oder Podcasts gefunden. Deswegen mache ich es eben jetzt selbst, spreche mit den Protagonisten, und wenn jemand dabei zuhören will, wie ich mehr über den afrikanischen Fußball herausfinde, dann ist er herzlich dazu eingeladen.“

So entstand „Soka – Fußball in Afrika“, ein Podcast, der tief in den afrikanischen Fußball eintaucht. Der Name „Soka“ ist dabei kein Zufall – er bedeutet in vielen afrikanischen Sprachen einfach „Fußball“.

Ein Tag als Spieler beim „Kariakoo Derby“

Wenn Martin sich für einen Tag in die Rolle eines afrikanischen Fußballers versetzen könnte, wäre die Wahl für ihn klar: Ein Spieler der Young Africans SC am Tag des „Kariakoo Derby“ in Daressalam, Tansania. „Die ganze Stadt ist dann in grün-gelb oder eben weiß-rot getaucht, und was die Emotionalität angeht, ist das in meiner Wahrnehmung unerreicht in Afrika“, sagt er. Das Duell zwischen den Young Africans SC und Simba SC gehört zu den elektrisierendsten Derbys auf dem Kontinent. Wochenlang fiebern die Fans auf das Spiel hin, die Straßen sind in den Vereinsfarben geschmückt und das Stadion bebt bereits Stunden vor dem Anpfiff. Für Martin wäre es eine einmalige Erfahrung, diese Atmosphäre nicht nur als Zuschauer, sondern auf dem Spielfeld zu erleben. Die Leidenschaft und Hingabe der Fans in Tansania sei einzigartig – und ein perfektes Beispiel für die Intensität, die den afrikanischen Fußball ausmacht.

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Der Afrika Cup 2024 hautnah: Begegnungen, Emotionen, Geschichten

Martin wollte nicht nur aus der Ferne über afrikanischen Fußball sprechen – er wollte ihn selbst erleben. Deshalb reiste er zum Afrika Cup 2024 in die Elfenbeinküste.

Ein prägendes Erlebnis: Die Begegnung mit Arnaud Wilson, einem Polizisten aus Abidjan. „Er war gefühlt der Einzige, der Englisch sprach und hat mir ein Taxi organisiert. Wir sind über WhatsApp in Kontakt geblieben und ein paar Tage später hat er mir eine Tour durch sein Viertel gegeben.“

Dort erlebte Martin den Alltag vieler Menschen hautnah. „Es waren zwar sehr ärmliche Verhältnisse, als Weißer wurde man natürlich mit großen Augen dort angeschaut, aber es war ein unglaublich spannender Einblick in die tatsächliche Realität der Menschen. Es war auch kein Einblick, der mich betroffen gemacht hat, weil die Leute viel Lebensfreude ausgestrahlt haben und aus den Verhältnissen vor Ort eben das Beste gemacht haben.“

Ein weiteres Highlight war das gemeinsame Fußballschauen mit Einwanderern aus Burkina Faso. „Wir haben dann auch ein Spiel von Burkina Faso in einer kleinen 'Kneipe' zusammen geschaut und das war mindestens so emotional wie im Stadion.“

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Einen weiteren Blick hinter die Kulissen des Afrika Cups gibt Michael Bächle, Martins Kollege aus der kicker-Digitalredaktion, in seinem eigenen Rückblick auf das Turnier: „Ausnahmezustand, Abidjan und ein bisschen ABBA

Arbeiten beim kicker: Wie sich Job und Podcast ergänzen

Einen eigenen Podcast neben einem Vollzeitjob zu führen, erfordert viel Organisation – und Leidenschaft. „Ich glaube, Tipps kann ich keine geben, weil jeder andere Verpflichtungen hat neben der Arbeit und ich mir gut vorstellen kann, dass es in vielen Fällen zeitlich gar nicht möglich wäre“, sagt Martin ehrlich.

Ich bin mit dem kicker aufgewachsen,

habe die Sonderhefte auswendig gelernt.

Deswegen war es für mich schon immer ein Ziel,

[...] für den kicker zu arbeiten.

Martin über seinen erfüllten Kindheitstraum

Für ihn ist es aber machbar, weil „Soka“ sein absolutes Herzensprojekt ist. „Wenn es mir nicht so viel Spaß machen und mich ein Stück weit auch erfüllen würde, dann könnte ich mich an den freien Abenden oder am Wochenende nicht auch noch hinsetzen, um Kontakte zu knüpfen, Interviews zu führen und den Podcast aufzunehmen.“ Sein Job beim kicker gibt ihm dabei wertvolle Einblicke, etwa in die Produktion von Video- und Audioformaten. Gleichzeitig profitiert er in seiner Arbeit beim kicker von den journalistischen Fähigkeiten, die er sich durch die tiefgehenden Interviews für seinen Podcast aneignet.

Auf Sendung: Martin moderiert u.a. kicker Weekly - Die Show zur 2. LigaScreenshot kicker

Hier geht es zur dazugehörigen kicker-Weekly-Sendung. 

Neben Martin haben auch andere OV-Mitarbeitende eigene Herzensprojekte umgesetzt:

Ein Beispiel ist Niklas Baumgart, der sein Wissen über Fußballgeschichte in einem eigenen Buch verarbeitet hat: „Plötzlich Buchautor: kicker-Redakteur Niklas Baumgart und die 11 größten Spiele des deutschen Fußballs

Auch Peter Glaser setzte in Eigenregie mit dem Grafikgenerator ein Tool um, das bei der Visual-Erstellung u.a. bei Vereinen, Verbänden und auch beim kicker Einsatz findet. Er verrät, wie er neben dem Job als Prozess- und Projektmanagers, ein Hobby zum Nebenberuf gemacht hat und alle Seiten profitieren: "Von New Work über Microsoft Teams bis zum Grafikgenerator – Wie Peter Glaser Prozesse digitalisiert"

Die Präsenz des Fußballs in Afrika in der europäischen

Berichterstattung wird auch in Zukunft kaum zunehmen

weil das Interesse erst entsteht, wenn Spieler

nach Europa wechseln.

Martin über die Entwicklungen rund um die Berichterstattung aus Afrika

Zukunftsausblick: Was kommt als Nächstes für „Soka“?

Soka

Auch Gambia steht auf seiner Liste. „Gambia ist sicherlich das Land, dem mein Herz gehört in Afrika. Ich will auch unbedingt die nächsten Jahre einmal dort Urlaub machen und die ganzen Menschen, die ich nun digital kennengelernt habe, vor Ort besuchen.“ Besonders eng ist sein Kontakt zu Yusupha Darboe, einem gambischen Erstliga-Spieler. „Er kommt aus sehr ärmlichen Verhältnissen und träumt von der großen Chance in Europa. Es ist teilweise belastend zu sehen, welche Steine den Spielern dort in den Weg gelegt werden. Es entscheidet nicht immer das Talent – oft sind es Beziehungen oder die Willkür der Funktionäre.“

Für die kommenden Episoden wird Martin weiterhin mit Spielern, Trainern und Insidern sprechen – um noch mehr Einblicke in den afrikanischen Fußball zu geben.

Eins ist sicher: „Soka – Fußball in Afrika“ ist ein Podcast für alle, die afrikanischen Fußball aus einer anderen Perspektive erleben wollen und Martins Podcast gehört so, wenn du bis hierhin gelesen hast, in jedem Fall auch auf deine Playlist. 

Jetzt reinhören: „Soka – Fußball in Afrika“ auf Spotify

Tommy Dobs ist seit über zehn Jahren im Bereich Content Marketing, PR und Blogging aktiv. Für unseren Blog schaut er hinter die Kulissen unserer Sportmedien-Angebote, beleuchtet unsere Projekte und spricht mit den Menschen über ihre Motivation. Eine besondere Leidenschaft ist für ihn Data Storytelling. So bringt er Daten und Zahlen zusammen, um emotionale Geschichten mit detailreichen Fakten zu erzählen.