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Aus der Datenredaktion auf die Pressetribüne – Wie Conrad Carl die Perspektive wechselte

Conrad Carl ist seit mehr als einer Dekade in der Datenredaktion von Leiter Christoph Huber. Er ist nicht nur Ansprechpartner für die unterschiedlichsten Unternehmensbereiche, wenn es um Auswertungen und Analysen unserer großen Datenbank geht. Auch ist er selbst immer wieder Autor von datenbasierenden Themen aus der Welt des Fußballs, die mit anschaulichen Grafiken präsentiert werden. Im August ging es für ihn nun aber erstmalig im Rahmen seines Jobs auf die Pressetribüne, genauer gesagt ins Leuna Chemie Stadion – zum DFB-Pokalspiel zwischen Underdog Hallescher FC und Erstliga-Aufsteiger Sankt Pauli. Wie er diesen Perspektivwechsel erlebte, wie er alte Bekannte traf und warum seine Premiere bald schon eine Fortsetzung finden wird:

Unter Beobachtung: Auf Conrad Carl wartete bei seiner Premiere ein Hochsicherheitsspielprivat

Klarer Auftrag: Stimmen einfangen zur DFB-Pokal-Premiere

Alles begann damit, dass ich mir auf windige Art und Weise Zugang für die Regionalliga erschleichen wollte. Dorthin war der Hallesche FC im Sommer abgestiegen und hatte nun sechs Auswärtsspiele bei mir vor der Tür zu bestreiten. Also hakte ich im Berliner Büro nach und bekam als Reaktion zu hören: „dann könntest du doch auch das Pokalspiel in Halle machen?!“ 

Altglienicke, Babelsberg, Zehlendorf, Dynamo, Viktoria und Hertha II war das Ziel. Ein wenig Amateursport mit Slapstick-Garantie garniert mit Wunderkerzen. Als Ouvertüre wurde mir nun das Gegenprogramm geliefert. Sankt Pauli als frischgebackener Bundesligist im durchchoreografierten Premiumprodukt des DFB gegen den Viertligisten in der 1. Runde des Pokals. Das klingt nach Klatschpappen und einem Kantersieg für den Favoriten. Na klar, mach ich!

Um das nochmal klar zu umreißen. Mein Auftrag war: Stimmen einfangen und falls der Underdog weiterkommt, einen Bericht schreiben. Bei Bundesliga gegen Regionalliga heißt das: Stimmen einfangen. Easy. Also ab in die Saalestadt und den rasenden Reporter mimen. 

Mittendrin: Conrad Carl auf der Pressetribüne privat
Fan-Choreografie vor dem Anpfiff der ersten Runde im DFB-Pokal privat

„Zu wem willst’n du?“ – ein unerwartetes Wiedersehen beim Hochrisiko-Spiel

Mit der Akkreditierung um den Hals, ein paar Kontaktinfos vor Ort und der lokalen Zeitung war ich deutlich vor Spielbeginn am Stadion. Zeit, um die Atmosphäre aufzusaugen, wie es so schön heißt. Über den Parkplatz geht es zum Eingang der Arena, dazwischen liegt das Fan-Haus des HFC. Also stand ich nach ein paar Schritten inmitten des Anhangs des Gastgebers. Da Journalistinnen und Journalisten nicht gerade die Herzen der Ultras zufliegen und ich offensichtlich nicht den roten Einheitslook bestätigen konnte, fiel ich unweigerlich auf. 

„Zu wem willst’n du?“ empfing mich eine Stimme getränkt im Lokalkolorit der Region. Ich parierte mit dem Namen des Chefs der Kurve. Als Teenies spielten wir im gleichen Team. Blieb nur zu hoffen, dass er mich auch erkannte. Ein Fingerzeig, ein Nicken. Wunderbar. Hatte ich wohl damals dem Richtigen die Bälle auf die Birne geflankt. Die Begegnung kam mir ganz gelegen, um eine weitere Perspektive zum Spiel zu bekommen, aber außer ein paar Anekdoten fiel nicht viel ab.

Nach kurzem Plausch führte mich mein Weg weiter, an unzähligen Einsatzkräften, Polizeiwägen und Wasserwerfern vorbei. Von den Behörden war die Partie im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestuft worden, deshalb dieser Aufwand . Für die Sicherheit war also gesorgt, dann konnte es ja losgehen.

„Halle an die Zentrale“ – Kontaktaufnahme zu kicker-Kollegen und der nächste Bekannte

Im Bauch der Arena angekommen kontaktierte ich die Kollegen, um mich mit ihnen bestmöglich abzustimmen. Moritz Weiss aus dem kicker News-Team tickerte das Spiel und informierte live über das Spielgeschehen. Reporter Sebastian Wolff hatte die Kiezkicker im Blick und war für Print mein Ansprechpartner. Vor Ort traf ich außerdem unseren freien Mitarbeiter Fabian Wölfling, der diesmal für die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) die Zeilen füllte. Das Prozedere, was nun folgte, war nicht neu für mich, nur die Perspektive hatte sich geändert. Die kicker-Kollegen saßen diesmal bei Zimmertemperatur vor dem TV, während mir bei 30 Grad der Pyronebel um die Nase wehte. Nach ein paar Minuten Spielzeit stimmten wir die Startformation der Teams ab, denn trotz der Erkenntnisse aus den letzten Spielen und den Namen auf dem Spielberichtsbogen (die via QR-Code vor Spielbeginn vom DFB bereitgestellt werden), kann es immer wieder zu Abweichungen in der Aufstellung kommen.

Tatsächlich ignorierte der Bundesligist die taktische Erfolgsformel der Vorsaison und ging die Partie ohne seine Flügelstürmer an, während Halle auf die Taktik der ersten Pflichtspiele der Saison setzte. Beide Trainer-Entscheidungen zogen das Spielniveau auf die gleiche Höhe, womit der Spielverlauf am ehesten nachzuvollziehen ist. Der HFC führte zweimal und wähnte sich in der nächsten Runde. Der Sensationsbericht in der MZ war kurz vor der Veröffentlichung und auch ich hatte mir schon ein paar Zeilen notiert, doch in der Nachspielzeit traf Sankt Pauli zum 2:2 und setzte sich in der Verlängerung durch. Fazit: Keine Klatschpappen (jedenfalls nicht aus Zellstoffkarton), kein Kantersieg und kein Bericht von mir. 

Abpfiff – das Pokalwunder ist ausgeblieben und der Erstligist zog eine Runde weiterprivat

Ein stabiler Arm und der Ausblick auf sechs Spiele in der besten Regionalliga aller Zeiten

Nun hieß es die O-Töne der Protagonisten einzuholen. Fabian, der ob des Spielausgangs Zeit gewonnen hatte, zeigte mir den Weg zur Mixed-Zone und Pressekonferenz, wo Sport und Journaille aufeinandertrafen. Das Wichtigste hierbei ist übrigens ein funktionierendes Mobiltelefon und ein sehr langer stabiler Arm, wenn die Götter in Stollenschuhen ihre Memoiren aufsagen. Die gesammelten Files bekam Sebastian noch am Abend zugeschickt, in der Hoffnung, etwas zitierfähiges mitgeschnitten zu haben, während für mich nur noch die Abreise anstand und die Vorfreude auf sechs Spiele in der besten Regionalliga aller Zeiten.

Text: Conrad Carl

Tommy Dobs

PR & Communications Manager

tommy.dobs@olympia-verlag.de

Tommy Dobs ist seit über zehn Jahren im Bereich Content Marketing, PR und Blogging aktiv. Für unseren Blog schaut er hinter die Kulissen unserer Sportmedien-Angebote, beleuchtet unsere Projekte und spricht mit den Menschen über ihre Motivation. Eine besondere Leidenschaft ist für ihn Data Storytelling. So bringt er Daten und Zahlen zusammen, um emotionale Geschichten mit detailreichen Fakten zu erzählen.