#Flutlicht

Langstreckenläufer für den „Teich der Erlöse“ gesucht: Wie die kicker Ventures tickt und was Gründer im Sport- und Medienbereich jetzt wissen sollten

Mit der kürzlich gestarteten kicker Ventures GmbH baut der Olympia-Verlag das M&A-Geschäft weiter aus. Seit mehr als zehn Jahren – damals mit der Beteiligung an Tickaroo – ist das Medienunternehmen auch als strategischer Investor ein Partner für Entrepreneure. Die Geschäftsführer Oliver Kühn und Werner Wittmann begleiten die Übernahmen von und Beteiligungen an innovativen Konzepten in der Sport- und Medienbranche seit Tag Eins und geben im Flutlicht-Interview einen Einblick in ihre Prozesse. Dabei verraten sie, welche Rolle der „Teich der Erlöse“ spielt, wie wichtig die Disziplin Langstreckenlauf ist und bei welcher Beteiligungshöhe sie schwach werden können – aber nur, wenn auch der menschliche Fit passt. 

Werner Wittmann und Oliver Kühn verantworten das Beteiligungsgeschäft des Olympia-VerlagsOlympia-Verlag

Wie geht ihr das Thema grundsätzlich an, gibt es bestimmte Kriterien, nach denen ihr entscheidet, ob Ihr Euch überhaupt näher mit einem Start-Up beschäftigt?

Bei der grundsätzlichen Herangehensweise an Beteiligungen ist zuerst nicht immer klar, was das Start-Up oder auch ein gestandenes Unternehmen überhaupt bieten kann und was von uns als Investor erwartet wird. Es kann ein neuartiges Produkt sein oder sogar ein Asset wie bei „FOOTBALL WAS MY FIRST LOVE“, der Podcast-Plattform, die wir 2023 übernommen haben. Wichtig sind der Nutzen des Produkts und das dahinterstehende Umsatzpotenzial, welches nicht unbedingt in unserem aktuellen „Teich der Erlöse“ liegen muss. 

Wir suchen nach innovativen Ideen in neuen Geschäftsfeldern, die idealerweise für unser bestehendes Portfolio einen Nutzen darstellen. Der strategische Fit spielt dabei eine entscheidende Rolle; dieser kann technologischer Art sein oder die Möglichkeit beinhalten, den OV und sein Geschäft generisch weiterzuentwickeln. Es geht so nicht ausschließlich um finanzielle Aspekte, der strategische Nutzen ist schlichtweg essenziell. Beispiele hierfür sind Engagements im eSport, im Amateursport oder in Technologien, wie KI. Gelegentlich kann es auch opportunistische Ansätze geben, bei denen ein Projekt besonders passend erscheint. Wir verlassen uns nicht auf Zufallsfunde, sondern streben ein systematisches Vorgehen an, was wir mit der kicker ventures und unseren Venture Partnern Fabian Furch und Leopold Ingelheim fördern und zielgerichtet weiterentwickeln. 

Wie trefft ihr die Entscheidung, in welche Beteiligung der Olympia-Verlag am Ende investiert? Welche Schritte müssen bis dahin gegangen werden?

Die Entscheidungsfindung beginnt recht simpel mit der ersten Kontaktaufnahme. Oft reicht uns hier schon ein präziser One-Pager, um uns mit dem Business näher zu beschäftigen und in den Austausch zu gehen. Eckpunkte wie Umsatz, Ebit und Bewertung spielen dort eine große Rolle, die entweder schon im One-Pager kommuniziert wurden oder im vertraulichen Gespräch ausgelotet werden. Die detailliertere Prüfung geschieht in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG, die uns hilft, den Datenraum aus Dokumenten, Rechtsgebieten, Arbeitsverträgen und Financials zu sichten. Eine "Due Diligence light"-Prüfung ist dabei üblich, bei der Dokumente geprüft werden und eine Red-Flag Policy Anwendung findet, um Auffälligkeiten zu identifizieren, wie beispielsweise undurchsichtige Gesellschafter-Strukturen. Während des gesamten Prozesses stehen wir in engem Austausch mit unserer Geschäftsführerin Bärbel Schnell, denn auch sie gilt es zu überzeugen, um einen Deal erfolgreich abzuschließen. Wir führen mehrfach Gespräche, sowohl intern als auch mit den Gründerinnen und Gründern, um auszuschließen, dass wir an ein ‚faules Ei‘ geraten. Wir geben und erwarten Transparenz, denn wenn wir einen Business Case finden, wollen wir mit vereinten Kräften Geschäftsmodelle im Sinne aller Beteiligten weiterentwickeln.

Wir suchen nach Ausdauer und der Fähigkeit,

wie ein Marathonläufer und nicht wie ein Sprinter zu agieren

Werner Wittmann, GF der kicker Ventures GmbH

Was macht für euch den idealen Gründer oder die ideale Gründerin aus? Welche Charaktereigenschaften oder Fähigkeiten sollten sie mitbringen?

Er oder sie muss überzeugt sein: ein ‚idealer‘ Gründer zeichnet sich durch Begeisterung für seine Sache, sein Geschäft und seine Kunden aus. Aus der sportlichen Brille gesehen: Wir suchen nach Ausdauer und der Fähigkeit, wie ein Marathonläufer und nicht wie ein Sprinter zu agieren. Resilienz, die Fähigkeit, Tiefen zu tragen, Anpassungsfähigkeit, Führungskompetenz und ein nicht rein Exit-getriebenes Verhalten sind wichtig. Dies zeigt sich in realistischen Businessplänen und einer vernünftigen Herangehensweise. 

Was sind für euch Signale, dass es eben an dieser vernünftigen Herangehensweise mangelt?

Unsere Erfahrungen der letzten Jahre seitdem wir das Beteiligungsgeschäft vorantreiben, haben uns auch einige Negativbeispiele ambitionierter Business-Cases gezeigt. Dort mussten wir dann die Reißleine ziehen und uns vom Deal verabschieden. Generell werden wir misstrauisch, wenn komplett überzogene Bilder gezeichnet und unrealistische Businesspläne vorgestellt werden. Im ersten Jahr noch zwei Millionen Verlust und ab Jahr drei wäre man in der Gewinnzone im achtstelligen Bereich. Dieser Blick in die Glaskugel ist uns oft genug zu unsicher, weswegen wir derartige Ideen ablehnen.

Wie unterstützt ihr Gründer in der Phase der Ideenfindung und -entwicklung? Welche Ressourcen stellt der Olympia-Verlag zur Verfügung?

Der Olympia-Verlag stellt Ressourcen wie Strukturen und Onboarding-Prozesse zur Verfügung. Wir versuchen, die Gründerinnen und Gründer soweit es geht auch in unsere Verlagsinfrastruktur zu integrieren, den Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen zu fördern. Wir sehen in der Vernetzung eine große Stärke, um Geschäftsmodelle miteinander zu optimieren. Zu diesem Zweck haben wir beispielsweise im November 2023 einen Partners Day veranstaltet, bei dem alle Beteiligungen vor Ort waren und unserem Team am Nürnberger Standort ihr Business vorgestellt haben. Nicht nur für die Belegschaft ein Gewinn, sondern auch für die Beteiligungen untereinander. Einige Akteure haben sich dort kennengelernt und im Gespräch direkt Ansätze für eine Zusammenarbeit erkannt. Außerdem helfen wir beim Aufbau professioneller Strukturen, beispielsweise bei den Themen Reporting, Buchhaltung oder Projektmanagement und -entwicklung. Die Ressourcen und Erfahrung haben wir mit unseren starken Sportmedienmarken kicker und ALPIN bereits etabliert. Damit sind wir eben kein reiner Geldgeber, sondern stellen ein echtes Netzwerk zur Verfügung und bringen unsere Kompetenzen mit ein - und das in einer sehr nahbaren, familiären Umgebung.

Fabian und Leopold unterstützen als Venture Partner die Suche nach interessanten Start-UpsEarlygame

Wie geht ihr mit dem finanziellen Risiko um, das mit Investitionen in Start-Ups verbunden ist? Welche Strategien verfolgt der Olympia-Verlag, um dieses Risiko zu minimieren?

Die Beteiligungshöhe wird als primäres Mittel zur Risikominimierung angesehen, mit einer Obergrenze von einer Million Euro, sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind. Zusätzlich wird geprüft, wie weit man in das Unternehmen investieren möchte und wie lange zusätzliches Kapital bereitgestellt werden kann. Schließlich sind wir keine Cash Cow, sondern setzen uns klare Grenzen, wie lange und umfangreich wir in eine Idee investieren. Bei komplexeren Gesellschafterstrukturen werden diese natürlich ebenfalls gründlich untersucht, um die Risiken möglicher Finanzspritzen abzuwägen.

Inwiefern bewertet ihr Gesellschafter-Strukturen wenn es darum geht, eine Beteiligung zu akquirieren?

Es gibt ehrlich gesagt, keine festen Ausschlusskriterien bezüglich der Anzahl der Gesellschafter, allerdings wird die Entscheidungsfindung gründlich geprüft. Eine Sperrminorität von 25,1 Prozent ist oft das Ziel, da sie echte Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Weniger macht für uns kaum Sinn, denn dann wären wir wieder im Bereich „Finanzinvest“ und das ist absolut nicht unser Ansatz.

Wie seht ihr die Zukunft des Olympia-Verlags in Bezug auf Beteiligungen? Wo möchtet ihr den Verlag und die Unternehmen in den nächsten Jahren sehen?

All unsere Beteiligungen sollen das Netzwerk und die Strukturen des Verlags erweitern, verändern oder gar transformieren. Der Wunsch besteht allerdings auch darin, dass sich die Beteiligungen finanziell selbst tragen und nicht dauerhaft auf externe Unterstützung angewiesen sind. Wir geben gerne Anschub, wenn wir es als sinnvoll erachten, doch die Dauer des Investierens ist begrenzt. Wenn sich eine Beteiligung in die Gewinnzone trägt, freuen wir uns selbstverständlich über profitable Ergebnisse, insbesondere aber über die meistens erreichte, finanzielle Unabhängigkeit.

Wir schauen nicht nur in die Bücher,

sondern möchten Starhilfe geben und gemeinsam wachsen

Oliver Kühn, GF der kicker ventures GmbH

Wie würdet ihr Gründer motivieren, ihre Ideen beim Olympia-Verlag einzureichen? Was unterscheidet das Unternehmen von anderen Investoren?

Wir stehen für unseren familiären Charakter und investieren in mutige Menschen und inspirierende Ideen, die Teil der kicker-Familie werden wollen. Wir schauen nicht nur in die Bücher und bieten kaltes Beteiligungscontrolling, sondern möchten gemeinsam wachsen und eine gewisse Starthilfe geben. Dafür ist es wichtig, dass Gründerinnen und Gründer wissen, dass der strategische Fit für uns passen muss. Dies unterscheidet uns von Konzepten, wie die des TV-Formats „Die Höhle der Löwen“. Wir sind in unserem sportlichen Umfeld zu Hause und kennen das Business und die Akteure gut. Daher wird es bei uns nie ein Invest geben, bei dem wir - selbst bei einer Traum-Bewertung - unser Spielfeld verlassen müssten. Unser Motto ist und bleibt „Schuster bleib bei deinem Leisten“, was uns in der Vergangenheit immer gut gestanden hat.

Was möchtet ihr allen jungen Gründern da draußen mit auf den Weg geben, die darüber nachdenken, ihre Ideen beim Olympia-Verlag vorzustellen?

Ganz einfach: zeigt Mut! Unsere Türen stehen offen und mit der kicker Ventures sowie unseren Venture Partnern Fabian und Leopold haben wir eine neue Anlaufstelle für Entrepreneure geschaffen. Die Idee muss uns überzeugen und es braucht Fleisch und Knochen, damit wir uns beteiligen. Auch sollten wir das Gefühl bekommen, dass sich die Idee skalieren lassen kann, um größere, lukrativere Märkte zu erschließen. Dann gibt es bei uns kein langes Rumeiern, denn wenn wir schon im ersten Schritt kein Potential sehen, sind wir auch ehrlich genug, um frühzeitig abzusagen. Gründerinnen und Gründer erhalten von uns maximale Transparenz in der Entscheidungsfindung, auf der anderen Seite erwarten wir genau diese Authentizität von der anderen Seite. Wir freuen uns auf innovative Ideen und ganz besonders auch die Menschen dahinter kennenzulernen. Sollte hier ein Fit sein, freuen wir uns mutige wie ambitionierte Gründerinnen und Gründer in unserer „Familie“ willkommen zu heißen.

Tommy Dobs ist seit über zehn Jahren im Bereich Content Marketing, PR und Blogging aktiv. Für unseren Blog schaut er hinter die Kulissen unserer Sportmedien-Angebote, beleuchtet unsere Projekte und spricht mit den Menschen über ihre Motivation. Eine besondere Leidenschaft ist für ihn Data Storytelling. So bringt er Daten und Zahlen zusammen, um emotionale Geschichten mit detailreichen Fakten zu erzählen.