Strukturen, Finanzen und Gewalt

Die kicker Amateurfußball-Umfrage

  • Amateurfußball-Umfrage mit 7.820 Teilnehmern: Das sind die Meinungen zu den Themen Gewalt, Strukturen und Finanzen

  • Höheres Gewaltpotenzial in Großstädten: 63 Prozent mit direkten Erfahrungen in Berlin und Hamburg

  • Trotz Kameradschaft und Vereinsleben deutlicher Mitgliederschwund während der Pandemie – Spielergehälter und Prämien in der Kritik

Die Freude ist groß, dass auch in den unteren Ligen die Saison der Amateure nach langer Pause endlich wieder gestartet ist. Der kicker führte im vergangenen Monat eine Nutzer-Umfrage durch, um sich ein generelles Stimmungsbild zu verschaffen. Die Antworten der über 7.820 Teilnehmer belegen: Das Gewaltpotenzial in Großstädten, besonders Berlin und Hamburg (63 Prozent), ist deutlich höher als im ländlichen Raum. Ebenfalls hoch – und damit laut der Befragten zu hoch – ist die Relevanz des Geldes, mit dem bereits in den unteren Ligen gelockt wird: Durchschnittlich 87 Prozent der Fans finden, dass Spielergehälter, Transfersummen und Prämien überhandnehmen. Interessierte, Spieler, Trainer und Funktionäre stellten auch fest: Der Amateurfußball wird weiterhin geliebt – für das Vereinsleben, den sportlichen Ehrgeiz und auch das Bier danach.

Über 7.820 Teilnehmer bei der großen Amateurfußball-Umragekicker.de

Amateurfußball schweißt zusammen – und verliert dennoch Mitglieder

Die Befürchtung vieler Vereine, durch pandemiebedingte Saisonunterbrechungen und -abbrüche Mitglieder zu verlieren, bewahrheitete sich laut Umfrage mit gewisser Deutlichkeit.  Am Niederrhein beklagte fast die Hälfte der Befragten (45,5 Prozent), dass ihr Verein Mitglieder verlor, während es in Baden und Sachsen jeweils nur gut ein Drittel war (je 37,7 Prozent). Dabei finden Fans und Beteiligte besonderen Anreiz in sozialen und sportlichen Aspekten des Amateurfußballs.  Ob Interessierter, Spieler, Trainer oder Vereinsfunktionär: Das Wichtigste am Amateurfußball ist - so die übergreifende Meinung - das Vereinsleben und die damit einhergehende Kameradschaft. Zusätzlich schätzen Spieler sowie Trainer die Bewegung (14,7 beziehungsweise 11 Prozent) und den sportlichen Ehrgeiz (17 beziehungsweise 16,1 Prozent), der auch im Amateurfußball seinen Reiz entfaltet.

Einstimmig: Gehälter und Prämien nehmen überhand

Unabhängig von ihrem Bezug zum Amateurfußball: Ebenfalls eindeutig bewerteten die Teilnehmer die finanzielle Entwicklung in den unteren Ligen. Immer höhere Transfersummen sowie steigende Spielergehälter und -prämien empfinden sie als deutlich negativ. Durchschnittlich 87 Prozent der Amateurliga-Fans (5. bis 14. Liga) äußern sich diesbezüglich klar. Auch wenn in den Ligen 5 und 6 die Ablehnung nicht so stark ausgeprägt ist, besteht doch generell die Meinung, dass Geld im  Amateurfußball eine zu große Rolle spielt. Besonders auffallend ist hierbei die Meinung der Kicker selbst: 84,2 Prozent der Spieler, die noch nie für ihre Leistungen vergütet wurden, finden, dass finanzielle Mittel zu stark in den Fokus geraten sind. Und: ganze 79,9 Prozent der Spieler, die bereits Geld erhalten haben, schließen sich dieser Meinung an. Daraus ergibt sich ein klares Bild: Im Amateurfußball sollten Spieler auch weiterhin nicht mit Finanziellem gelockt werden, sondern der Spaß am Sport im Vordergrund stehen.

Unabhängig von ihrer Verbindung zum Amateurfußball ist die Meinung eindeutig: Es ist zu viel Geld imkicker.de

Alles andere als Fair Play: hohes Gewaltpotenzial besonders in Großstädten

Ruppig kann es allemal zugehen bei den Amateuren: Der eine hat „zwei linke Füße“, der Innenverteidiger wird von allen nur „der Brecher“ genannt und der Sechser spielt Fußball „als würde er Holz hacken“. Doch daneben existiert auch die mutwillige Aggression gegen Spieler und andere Beteiligte. Insgesamt gaben 80,7 Prozent der Befragten an, schon einmal Gewalt erlebt oder zumindest davon gehört zu haben.

Durchschnittlich hat die Hälfte der Teilnehmer persönliche Erfahrungen gemacht, jeder Vierte zusätzlich bereits von Ausschreitungen gehört. Auffallend ist dabei, dass das Gewaltpotenzial in Großstädten höher zu sein scheint als auf dem Land, wo rund 20 Prozent noch keine unangenehmen Erfahrungen gemacht haben. Unterstrichen wird diese These durch den nationalen Vergleich: In Hamburg und Berlin leben je 63,4 Prozent der Befragten, die bereits direkte Gewalterfahrungen gemacht haben, zudem gaben je 23 Prozent an, von Ausschreitungen mitbekommen zu haben. Ein anderes Bild zeichnet sich in Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und dem Saarland. Dort gaben jeweils knapp über 20 Prozent an, noch nie mit gewalttätigen Handlungen in Berührung gekommen zu sein.

Deutliche Unterschiede: In Großstädten ist das Gewaltpotenzial laut der Befragten deutlich höherkicker.de

„Das ist natürlich eine erschreckende Erkenntnis, dass jeder zweite Amateurfußballer in Deutschland schon einmal Gewalterfahrungen am Sportplatz machen musste“, sagt Bastian Eberle, der beim kicker für den Amateurfußballbereich verantwortlich ist. „Überhaupt liefert uns die Umfrage zahlreiche aufschlussreiche Einblicke in den Fußball unterhalb der Profiligen. Die Leute lieben den Sport und die Kameradschaft, sehen sich im Vereinsalltag aber mit Fehlentwicklungen und mangelnder Unterstützung von Verbandsseite konfrontiert.“

Schwierigkeiten bei den Klubs erkennt auch Alexander Kögler, Produktmanager beim kicker. „Immer mehr Aufgaben verteilen sich in den Vereinen auf immer weniger Schultern, nicht erst seit dem durch die Umfrage bestätigten Mitgliederschwund durch Corona. Deswegen versuchen wir beim kicker, den Vereinen Tools an die Hand zu geben, die sie im Alltag unterstützen. Mit unserer Vereinsheim-App, die jedem Klub zur Verfügung steht, haben die Vereine ein ideales Instrument, wie sie mit wenig Aufwand all ihre Mitglieder und Fans erreichen und sowohl über die sportlichen Entwicklungen als auch das Vereinsleben informieren können.“

Mehr Hintergründe zur kicker Nutzer-Umfrage erhalten Sie auf kicker.de.

Informationen zur Vereinsheim-App finden Sie hier.

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